Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung

In der Zeit vom 07.10.2020 bis 09.10.2020 fand im Kubus des Schlossparks Bochum die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bauprojekt Quartier am Schlosspark statt. Hier konnten sich interessierte Bürger über das geplante Bauprojekt informieren und ihre Anmerkungen auf Moderationskarten schreiben. Für Fragen standen auch Mitarbeiter der Firma Adams sowie der Firma Planquardart zur Verfügung. Mitarbeiter der Verwaltung habe ich nicht gesehen. Auch Herr Gräf als Bezirksbürgermeister kam nur auf einen Sprung am 07.10.2020 vorbei.
Insgesamt gab es  die 4 unten aufgeführte Themgebiete und eine Videoinstalltion.

Rahmenbedingungen

Unter diesem Punkt wurde dargestellt, wieso gebaut werden soll und wie ein Bebauungsplanverfahren abläuft. Es wurde weiter darauf hingewiesen, dass sich Bochum das Ziel gesetzt hat, jährlich 800 Wohnungen zu bauen. Dass im „Regionalen Flächennutzungsplan“ ein Teil des Gebietes nicht als Wohngebiet ausgewiesen ist, sieht die Verwaltung nicht als Hinderungsgrund.

Umwelt & Ökologie

Hier hat die Verwaltung die bisher gewonnen Erkenntnisse präsentiert. Zum einen war ein Baumgutachter vor Ort, der alle Bäume aufgenommen und als vital und erhaltenswert beschrieben hat. Auch wurde eine Liste mit zu beobachteten Tieren präsentiert. Allerdings ging es hierbei hauptsächlich um Vögel. Die anderen Tiere wie Hasen, Rehe, Füchse, Eichhörnchen oder Dachse, scheinen zumindest bisher nicht von Interesse zu sein.
Beim Thema Klimaschutz wurde sich nur auf Kaltluftgebiete fokussiert. Das Thema Frischluftschneise, wie er im „Masterplan Bochum“ an dieser Stelle eingetragen ist, findet hier keine Beachtung.

Verkehr & Mobilität

Zum Thema Verkehr wurde zum eine die Mobilitätsstation vorgestellt. Dies ist zwar ganz interessant, aber was sollen ca. 600 neue Bewohner mit zwei Autos?

Im Weiteren wurden die Ergebnisse einer Untersuchung aus dem Jahre 2019 präsentiert, die sich mit dem Verkehr an der Kreuzung Hattinger-Str., Schloßstr., Heinrich-König-Str. beschäftigt. Im Diagramm aufgetragen wurde die mittlere Wartezeit pro Fahrzeug (sec/Fz). Jeder der diese Kreuzung kennt und die Staus vor den Ampeln miterlebt, schüttelt bei den dargestellten Werten nur mit dem Kopf.
Ich brauchte letztens alleine 5 Minuten um von der Kreuzung Wasserstr. – Hattinger Str. in die Schloßstr. einbiegen zu können. Laut Untersuchung hätte ich aber nur 13,3 Sekunden warten müssen.
Auch die heutige Ausfahrt aus der Schloßstr. dauert schon länger als 26,7 Sekunden, da die Ampelphase alleine schon länger ist. Wenn dann noch alle 7 Minuten eine Bahn kommt und die Busse an der Haltstelle stehen, ist eine Verdoppelung kein Problem. Denn mehr als ein bis zwei Autos kommen dann nicht über die Kreuzung.

Bauprojekt / Städtebau

Viel Neues wurde hier nicht gezeigt.
Interessant war allerdings das Modell. Wer sich als Besucher vielleicht gewundert hat, warum die fünfgeschossigen Türme nicht höher als das Gebäude Schloßstr. 95/97 sind, sollte ich das Modell mal von der Seite anschauen. Dort sieht man, dass das Gelände abfallend ist. Dieses „mehr“ an Platz kann man dann natürlich mit Geschosse auffüllen.
Da ja alle Bewohner ihre Fahrzeuge in Tiefgaragen abstellen sollen, war der auch der geplante Parkplatzschlüssel interessant. Nach viermaligem Nachhaken wurde dann die Zahl 1 genannt. Also ein Parkplatz pro Wohnung. Und wo sollen die andere Fahrzeuge abgestellt werden?

Stellungnahme der Initiative Schlosspark

Die offizielle Stellungnahme der Initiative Schlosspark zum Bebauungsplan 964 – Schloßstr. – kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:

Fazit

Die Durchführung der „Frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung“ hat leider gezeigt, dass sehr viel Skepsis bis hin zu Unverständnis bei den interessierten Bürgern zurück geblieben ist. Dabei sind die kritischen Punkte nach wie vor die alten, so u. a.

  • die rentabilitätsorientierte, massive und enge Bebauung entgegen ursprünglicher Bauziele,
  • die Versiegelung einer weiteren Fläche neben Schloßpark, Rettungswache, AHAG-Terrain und zukünftiger Feuerwache entlang der Hattinger Str.,
  • die mangelnde Rücksichtnahme auf Natur und Klima zu Zeiten des stadtseitig erklärten Klimanotstandes,
  • ein fehlendes, belastbares Park-, Verkehrs- und Mobilitätskonzept (Hattinger Str., Kreuzung Hattinger Str., Verkehrswege im Planungsgebiet).

Was daneben aber ebenfalls inhaltlich aufgefallen ist, ist das ungelöste Spannungsverhältnis zwischen selbstgesetzten und unseres Erachtens falsch gewählten Wohnungsbauzielen (Neubau statt Sanierung) und den Folgerungen aus dem ebenfalls selbst erklärten Klimanotstand. Im Rahmen des Kommunalwahlkampfes wurde die Lösung wiederholt von SPD & Grünen propagiert:

keine nicht-notwendige Bebauung von Grünflächen!